#99 Swaantje Güntzel über die Kunst, unbequem zu sein

 

Ein Gespräch über Mut, Ausdauer und die Kraft der Beharrlichkeit


Swaantje Güntzel                                        Foto:  Tobias Hübel

Das Gespräch, das immer tiefer ging, immer neue Themen berührte und gar nicht aufhören wollte…

Dieses erste Interview nach meiner Podcast-Pause war so inhaltsvoll, so intensiv, dass es zur bisher längsten Episode von Atelier-Talk wurde…und das, obwohl ich die Aufnahme schon an vielen Stellen schweren Herzens gekürzt hatte!

Swaantje Günzel ist Konzeptkünstlerin.

Swaantjes Themen, mit denen sie sich in ihrer Kunst beschäftigt, sind die ökologischen Krise auf unserem Planeten, gesellschaftliche Probleme und das Verhältnis des Menschen zur Natur.

In unserem Gespräch gibt Swaantje sehr offen Einblicke in ihr Leben, das so eng mit ihrer Kunst verknüpft ist, dass sie sich durch fast alle Lebensbereiche zieht.

Nicht das Medium, sondern die Idee bzw. das Thema stehen im Vordergrund. Swaantje arbeitet also im jeweils zur Idee passenden Medium, z.B. Fotografie, Performance, Objektkunst, usw. 2023 - 2024 war sie mit mehreren Werken in der Kunsthalle Hamburg im Rahmen der Caspar David Friedrich Ausstellung “Kunst für einen neue Zeit” verteten:

Seestück II (Foto: Henriette Pogoda)

Swaantjes Kunst geht unter die Haut

Für mich ist Swaantjes Kunst etwas ganz Besonderes. Sie berührt mich immer wieder so intensiv, wie ich es bei kaum einer anderen Kunst erlebe. Ich empfinde ihre Kunstwerke als faszinierend und wunderschön…nur, um mich im selben Moment dafür fast zu schämen, weil sich hinter der Ästhetik die schonungslose und schockierende Wahrheit über unseren Umgang mit der Erde verbirgt. Das rüttelt auf, macht betroffen, fassungslos und durchdringt unsere “Hybris”, die - wie Swaantje sagt - uns ständig vorgaukeln will, dass doch irgendwie alles schon in Ordnung sein und sich zum Besten wenden wird. Aber dem ist eben nicht so - und diese Wahrheit, der man durch ihre Kunst nicht mehr entrinnen kann, ruft die unterschiedlichsten Reaktionen bei den Betrachtenden und Ausstellungsbesucher:innen hervor.

Der Umgang mit diesen Reaktionen will gelernt sein: Swaantje stellt sich mit ihren Themen und deren Wichtigkeit immer wieder vielen Widrigkeiten entgegen und nimmt dafür auch selbst viele Unbequemlichkeiten und Herausforderungen in Kauf.

In unserem Gespräch berichtet sie unter anderem davon, was ihr regelmäßig bei der Arbeit “Plastisphere” passierte (Foto: Giorgos Kogias):


Langer Weg und längerer Atem

Swaantjes Weg zu einem festen Stand in der Kunstwelt war lang. Aber ihr Atem war länger - zum Glück!

Schon in ihrer Kindheit, hatten die beunruhigenden Eindrücke von Umweltkatastrophen einen nachhaltigen Einfluss auf Swaantje. So hat zum Beispiel das Waldsterben sie in jungen Jahren stark beschäftigt. Es verwirrte sie, dass doch offenbar Handlungsbedarf bestand, die Erwachsenenwelt jedoch in ihren Strukturen kaum oder nur zäh darauf reagierte. Diese Diskrepanz zieht sich bis heute durch ihre Arbeiten, wie ein roter Faden.

Ihr Weg führte Swaantje dann auch erst später - nach einem Studium der Ethnologie, Politik und Kunstgeschichte - zur freien Kunst. Das Rollenbild von Künstler:innen, welches sich Swaantje in ihrer Umgebung als Heranwachsende bot, hatte hierauf einen großen Einfluss. Sie ist sich sicher, dass sie sich schon viel früher für die Kunst entschieden hätte, hätte sie inspirierende Rollenvorbilder in Form von freien Künstlerinnen gehabt. So aber drängte ihr Umfeld auf Sicherheit, wodurch sie sich in eine Richtung geschoben fühlte, die ihr im Grunde genommen nicht lag.


Konzeptkunst passiert nicht über Nacht.

Es ist erstaunlich, von Swaantje so umfassend zu hören, wie viel Zeit von der ersten Idee bis zur tatsächlichen Ausführung ihrer Arbeiten vergeht - nämlich oft mehrere Jahre. Konzeptkunst verlangt umfangreiche Planung, Recherche und Kontaktaufnahme zu vielfältigen Institutionen, Organisationen und Spezialisten. An dieser Stelle profitiert sie von ihren Erfahrungen in der Kulturabteilung des Goethe Instituts in La Paz, Bolivien, wo sie zunächst nach ihrem Studium arbeitete. Ausstellungen, Tourneen, Filmfestivals organisieren, Arbeit mit Kuratorinnen - diese Erfahrungen und Fähigkeiten aus dem Veranstaltungswesen bringt sie nun in die Welt des Künstlerin Seins mit ein.


Jede Arbeit ist anders

Swaantjes Arbeiten haben ganz unterschiedliche Gestalt. Der gedankliche Prozess von der Idee zum Resultat läuft fast jedes Mal völlig anders ab und auch die einzelnen Arbeiten unterscheiden sich auf den ersten Blick stark. Viele ihrer Projekte setzt Swaantje Güntzel gemeinsam mit ihrem Kollegen und Partner Jan Philipp Scheibe um. Teilweise unterstützt er sie im Hintergrund, aber häufig führen sie beide auch gemeinsam Projekte durch.

In unserem Gespräch verrät sie, woran sie zurzeit arbeitet und der neuen Idee, die sie beschreibt, liegt das folgende Foto zugrunde, das sie auf Ebay ersteigert hat. Was Swaantje genau mit dieser Aufnahme verfolgt, das erfährst du in der Episode.

Hier ein paar Beispiele einiger Arbeiten von Swaantje Güntzel:

“Blumenschiessen” (Foto: Jan Philip Scheibe):

Hier das Projekt “PRESERVED” (Foto: Ralf Emmerich):

Auch sehr berührend ist diese Arbeit “Stomach Contents XXL” mit kleinen Spielzeugen, die aus dem Magen von verendeten Albatrossen stammen (Foto: Alexander Burzik):

Swaantje berichtet auch von dem Projekt “Arctic Joghurt”. Für diese Arbeit fuhr sie im Jahr 2021, gemeinsam mit Jan Philip Scheibe, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Norwegen, aß dort einen Joghurt und warf den Becher dann ins stille Fjord-Wasser (Fotos: Jan Philip Scheibe):

Wir sprechen über noch so viel mehr:

  • Wo findet Swaantje Inspiration, woher kommen ihr Ideen?

  • Wie sehen Planung und Ausarbeitung ihrer Werke genau aus?

  • Mit welchen Widrigkeiten hat sie zu kämpfen?

  • Welche Rolle spielte das Aufwachsen in einer kleineren Stadt?

  • Und was bedeutet wirkliche Unterstützung bei der Arbeit?

Anhand mehrerer Arbeiten nimmt uns Swaantje in diesem Gespräch in den vielschichtigen Detailreichtum ihres Schaffens mit.

Viel Spaß bei Folge #99!
Nur noch eines: auch wenn dies die bisher längste Episode des Atelier-Talk Podcasts ist, ich hätte ihr noch VIEL länger zuhören können!!!


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