#100 Johann König: Es gibt keinen Anspruch auf Erfolg

 

Von Selbstüberzeugung, Selbstzweifel und dem Aufbau der eigenen Marke


Johann König                
(Foto Murat Aslan)                                           


Eine Jubiläumsfolge und so viele Fragen

Ich bin ganz begeistert, dass ich euch zur Jubiläumsfolge #100 meines Kunst-Podcasts ein Gespräch mit dem bekannten Galeristen Johann König überbringen kann! Wie ihr euch vorstellen könnt, war das ein ziemlich intensives Interview für mich. Und zwar vor allem deshalb, weil ich unbedingt versuchen wollte, möglichst viele der Fragen, die wir Künstlerinnen und Künstler schon immer mal einem der großen Galeristinnen oder Galeristen stellen wollten, unterzubringen.

Die Interview-Situation

Ich traf Johann in den Räumlichkeiten in den Tiefen seiner wunderschönen Galerie. Und so sah das konkret aus:

(beide Fotos: Stephanie Hüllmann)

Johann König und das “Werk”, eine Galerie zu führen

Das Gebäude und die Räumlichkeiten

Johann König wagt mit dem Konzept seiner Galerien Neues und überdenkt die existierenden Konventionen des Kunstbetriebs. Das beginnt schon allein mit der Location, in der er seine Galerie eingerichtet hat: eine ehemalige Kirche, die St. Agnes Kirche in Berlin Mitte, die er hat umbauen lassen. So wurden faszinierende Räumlichkeiten geschaffen!

Die St. Agnes Kirche, die jetzt die König Galerie beherbergt, ist von außen weitgehend so belassen worden. Vor dem Gebäude: Kunst von Erwin Wurm (Foto: Stephanie Hüllmann)

Der obere Saal in der König Galerie mit Kunst von Jorge Galindo, von vorn gesehen.

Hier stehe ich am anderen Ende des Saals, direkt neben dem großen Bild von Jorge Galindo und schaue zurück in Richtung Treppen. (beide Fotos: Stephanie Hüllmann)

Die Inhalte

Johann Königs Ziel ist es, Kunst zugänglicher zu machen und er hinterfragt dabei, was die Menschen daran hindert, Kunst zu kaufen.
Warum gehen so wenige Leute in Galerien? Welche Art von Galerie erfordert die heutige Zeit? Als einer der ersten Galeristen entschied Johann König, dass in seinen Häusern die Preise direkt bei den Werken ausgezeichnet sind. So werden Unsicherheiten und Hemmschwellen potentieller Besucher:innen und Käufer:innen abgebaut. Man weiß einfach direkt woran man ist und fühlt sich nicht fehl am Platz (, wenn man sich schon getraut hat, eine Galerie überhaupt zu betreten.)
Eine Galerie zu führen ist ein “Werk”, das gestaltet sein will. Sei es durch Live-Führungen in der Galerie auf Social-Media, 24-Stunden-Drops oder seinen Podcast “Was mit Kunst”, in dem er den Künstler:innen nur die Fragen stellt, die ihn wirklich interessieren. Einige seiner neuen Ideen wurden mittlerweile von anderen Galerien und auch Künstler:innen aufgegriffen. Johann möchte damit keine Mauern einreißen oder provizieren, sondern Lücken im Kunstbetrieb frühzeitig erkennen sowie lösungsorientierte Veränderungen ausprobieren, und das tut er mit Leidenschaft und Liebe der Kunst gegenüber! In dieser Episode gibt er offene Einblicke in seinen Weg dorthin.
Sein Buch, “Blinder Galerist”, sei Euch unbedingt ans Herz gelegt!

Johann König                
(Foto Murat Aslan)
 

Die Fragen, die wir alle haben

Das Gespräch hat mir viel Spaß gemacht. Ich empfinde Johann als sehr offen, sehr interessiert und geradezu bodenlos ehrlich. Aber dennoch: Während des Gesprächs habe ich mir selbst ganz schön Druck gemacht. Es kam mir vor wie eine Once-in-a-Lifetime-Situation und die sollte einfach perfekt werden. Was für einen Stress habe ich mir damit bereitet, was für ein Blödsinn!

Das hat mich aber nicht davon abhalten können, die Fragen zu stellen, die nicht nur mich, sondern auch viele von euch umtreiben dürften:

  • Welche Eigenschaften machen eine/n Künstler:in aus?

  • Wie schafft man es als Künstler:in in eine Galerie?

  • Welchen Stellenwert haben Galerien heute (noch) auf dem Kunstmarkt?

  • Wie wichtig sind Social Media und Selbstvermarktung?

  • Was mache ich, wenn ich (noch) nicht von meiner Kunst leben kann?

Seine Antworten auf diese Fragen, möchte ich sicherlich nicht vorwegnehmen. Unser Gespräch nahm so viele spannende Wendungen, dass wir uns auch noch über weit mehr Themen ausgetauscht haben.
Ein Aspekt, den Johann nennt, war ein besonderer Denkanstoß, mit dem ich mich seither intensiver beschäftige. Er geht darauf ein, wie wichtig es ist, kontinuierlich die eigene Arbeit zu verbessern - gerade dann, wenn man glaubt mit der eigenen Sichtbarkeit an eine Glasdecke zu stoßen und nicht weiter zu kommen. Denn wenn sich die äußeren Faktoren auf den Durststrecken, die Künstler:innen durchlaufen, erst einmal nicht verändern lassen, lohnt es sich, die Energien dahin fließen zu lassen, worauf man Einfluss hat - und das ist immer die Qualität und inhaltliche Relevanz der eigenen Arbeit - die dann neue Türen öffnen kann.
In vielen Episoden von Atelier-Talk war das “Finden der eigenen Stimme” immer wieder ein zentrales Thema.
Aus Johanns Blickrichtung hatte ich darüber noch gar nicht nachgedacht!


Es gibt keinen Anspruch darauf, erfolgreich zu sein.

Diese Tatsache tut weh, wenn Johann König sie so deutlich ausspricht. Allerdings stellt sie genau den Motor dar, der nicht nur Künstler:innen, sondern auch Galerist:innen und Kurator:innen (und im Grunde genommen viele weitere wenn nicht sogar alle Berufe) antreibt.
Viele Strukturen des Kunstbetriebs sind in Auflösung bzw. Veränderung begriffen. Auf manche Dinge hat man keinen Einfluss, dennoch kann man nicht einfach darauf warten und hoffen, dass jemand kommt und die Dinge für einen in die Hand nimmt. Eigenregie und Initiative sind gefragt. Da ist es ganz natürlich, dass man Rückschläge hinnehmen muss und Korrekturen notwendig sind.
Wenn man jedoch die Vermarktung, Präsentation und Kommunikation nach der eigenen Fasson gestaltet, fühlt sich das gut an - und diese Authentizität ist es, die zu größerem Austausch über die eigene Arbeit und stärkerer Sichtbarkeit führt - die es der Zielgruppe erleichtert, Vertrauen aufzubauen und auf niedrigschwellige Weise die Kunst zugänglich zu machen.

Ich weiß, ich sage das so häufig…aber: ich hätte SO gerne noch länger mit Johann gesprochen. Vielleicht in Folge #200?

Johann König (Foto: Murat Aslan)


Nochmal reinhören!

Hier findest du eine ganze Liste von Atelier-Talk-Episoden, die sich schon mit verschiedenen Themen beschäftigt haben, die in der Rückschau an das Interview mit Johann König anknüpfen.
Sicherlich ist etwas für dich dabei:

Folge #71: Eigeninitiative - ohne geht’s kaum

Folge #66: Ina Roß, wie überlebe ich als Künstlerin?

Folge #65: Kunst braucht kein Email Marketing - oder?

Folge #63: Sichtbarkeit und Social Media.

Folge #45: Kunst zeigen in diesen Zeiten?

Folge #39: Was kann ich weglassen für die Kunst?

Folge #28: Was passiert, wenn du dich zeigst?

Folge #23: Was denn noch alles? Neben der Kunst geht es rund…

Folge #10: Wo und wie werde ich als Künstlerin sichtbar?

Folge #9: Wie zähmt man Instagram?

Folge #8: Was genau ist Erfolg?

Folge #2: Der nächste Schritt… und die Rolle von Unterstützung, Investitionen und Sozialen Medien.
Fällt dir sogar noch eine Folge ein, die hier aufgelistet sein sollte? Dann schreib mir gerne über den Link ganz unten!


Atelier-Talk wird unterstützt von: Kunst-Investments

Die schönste Rendite ist die Freude an der Kunst“ sagt Manuel Koch. Als Kunstkenner, Sammler und Finanzexperte weiß er, wovon er spricht.

Die Freude, von der er spricht, ist sogar 3-fach:

  1. Zum einen entsteht sie aus dem Wissen, dass mit dem Kauf von Kunst Künstlerinnen und Künstler unterstützt werden und ihnen und ihrer Arbeit Wertschätzung geschenkt wird.

  2. Du als Käufer:in hast die Freude an einem neuen Kunstwerk, das deinen Alltag verschönert und bereichert.

  3. Durch das Kaufen von Kunst kannst du für dich ein richtig gutes Investment tätigen.

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Link-Liste:

Und natürlich:

Mehr über mich, Stephanie Hüllmann, gibt’s auf meiner

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